GEDICHTE und GEDANKEN

...oder mit anderen Worten: "SILKES SINNIGKEITEN", da diese Rubrik auch amüsante reale Kurzgeschichten enthält, in denen man sich vielleicht selbst wiederfindet...

Viel Spaß beim Lesen!!!!


  • Des Gipfels Krönung
  • Schubladen-Denken
  • Von Lade und Luffilis
  • Über Durchblick und Weitsicht
  • (Vom) Adel verpflichtet
  • Saunareien
  • Nass, nasser, Erlebnisbad - Maitour 2014
  • GE(H)-ZEITEN
  • Die Mutprobe in der Schafspferch  


 
Des Gipfels Krönung

Wir schreiben Samstag, den 22. November 2014:

Familie Müller steckt gerade in der heißen Umstellungs-Phase von antikem Tastenhandy auf ultramodernes Touchscreen-Smartphone. Nachdem ich gestern bereits über eine Stunde gemeinsam mit meinem Leib- und Cyber-Doktor damit beschäftigt war, sämtliche must-have-Konten anzulegen, meine Telefon-Joker neu zu erfassen und mir das neue Hightech-Teil überhaupt mal im Groben erklären zu lassen, warte ich nun immer noch auf die Freischaltung der SIM-Karte. Aber NIX geht! Die Auskunft der Kundenbetreuung kann mir nicht weiterhelfen, weil deren Server wegen Überbelastung des Netzes heute Morgen abgestürzt ist. Meine Nerven werden auch gleich zusammenbrechen. Diagnose: Burnout aufgrund eines, der Patientin noch unbekannten kleinen rechteckigen elektronischen Schnickschnack-Objektes.
Mal überlegen: Was würde ein Tiefenentspannter in dieser Situation tun? Ruhe bewahren, tief durchatmen und einfach mal die zugesandten Unterlagen richtig durchlesen. Upps. Da steht es. Die SIM-Karte muss man selbst aktivieren, was schließlich irgendwann im Laufe dieses Vormittages mit telefonischer Festnetz-Hilfe meines besagten Cyber-Docs doch noch gelingt. Hallelujah! Bis zur Freischaltung kann es allerdings bis zu 24 Stunden dauern.

Egal. Jedenfalls muss ich jetzt ganz schön auf die Tube drücken um rechtzeitig vor den beiden angesagten Proben am Nachmittag die noch fälligen Einkäufe zu erledigen.
Heute ist der Terminkalender eindeutig etwas zu voll geladen. Die letzten paar Stunden waren ja auch so nicht geplant. Die Proben bereiten mir Freude und lassen mich über den Nachmittag wieder gelassener werden. Schließlich sind wir mit der ganzen Familie noch zu einer Geburtstagsparty eingeladen, auf die wir uns schon seit Tagen freuen...

 Ein 40ster, gefeiert in einer ziemlich originellen Lokation für diesen Anlass, wie ich finde. Die Fete steigt um 19 Uhr in einem Restaurant mit Indoor-Spielplatz. So werden sowohl die Großen als auch die Kleinen ihren Spaß haben. Prima Idee!
Wir sind schon fast da, als mir einfällt, dass die Wickeltasche zu Hause steht. Kein Problem. Der Drogerie-Markt hat noch geöffnet. Schnell reingehüpft, ne kleine Packung Windeln und Feuchttücher gekauft und auf zum Event.

Doch what's that? Keine Autos?! Drinnen ist zwar Licht an, doch es sieht ziemlich leer aus. Haben die etwa die Party verlegt ohne uns Bescheid zu geben? Wir sind ja dieses Wochenende nicht gerade mobil, was telefonieren anbelangt. Da bewegt sich wer. Klopf, klopf. Ja bitte? Findet denn hier heute keine Geburtstagsfeier statt? Ach, meinen sie den Erwachsenen-Geburtstag zum 40sten? Der war GESTERN.

Tief gemauert in der Erde, weiß wie frisch gekalkte Wand, schlagt mich, petzt mich, kratzt mich, beißt mich, holt mich aus diesem Albtraumland! Nein, liebe Silke, du schläfst nicht und befindest dich in der Realität. Ja, Frau Müller hat's vermasselt und Freundin, Gäste, Ehemann, sich selbst und vor allem ihre Kinder maßlos enttäuscht.
Jetzt gilt es, sich den Dingen zu stellen und das Geschenk samt dem ach so passenden Buch "Alle doof bis auf ich" unverzüglich zu überreichen. Da jedoch niemand öffnet, wird bei der Mama geklingelt. Ihr Gesicht spricht Bände und selbst das angebotene Glas Martini auf diesen Schreck kann meine Stimmung nicht aufheitern...

Nach einer schlaflosen, durchgezappten Fernsehnacht kommt mir am nächsten Morgen eine Lösung in den Sinn: Vielleicht sollte man künftig für mich den Wochentag dazu notieren, dann wird mir so etwas auch nie wieder passieren.







Schubladen-Denken

Bigger, better, faster, harder, stronger... "Heute präsentieren wir Ihnen das Beste, was unser Land zu bieten hat. Diese Künstler heben sich von der Masse ab, denn man kann weder sie noch ihre Darbietungen in irgendeine Schublade stecken...!"

Oft gelesen, stets ehrfürchtig zur Kenntnis genommen aber nie wirklich verstanden. Ich finde, dieser Werbeslogan verdient mal eine tiefenpsychologische Erörterung. Nehmen wir als Beispiel: Die Musik.

Wir haben zuhause ein Schränkchen mit 12 Schubladen, in denen sich unsere CD-Sammlung befindet. Fein säuberlich sortiert nach Rock/Pop, Filmmusik, Klassik, Weihnachten, Kinder-CDs usw.  Jede Stilrichtung hat ihre Schublade.
Wie also klingt Musik, die in keine Schublade passt?

Mit der dazugehörigen Literatur verhält es sich genauso. Es gibt Lieder für Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen, klassische Events, Weihnachtskonzerte usw.
Wie also klingen Noten, die in keine Schublade passen?

"Jedes Döppschi hat sein Deckelschi und jedes Liedschi hat sein Schublädschi."
Mischt man nun das Ganze, so wird daraus ein musikalischer Cocktail namens "Konzertprogramm". Ahahhh.

Gehen wir nun einen Schritt weiter und widmen uns den Künstlern. Es gibt lyrische Stimmen, dramatische Stimmen, große Menschen, kleine Menschen, helle Typen, dunkle Typen, lustige Zeitgenossen, ernste Zeitgenossen etc.

Und was passiert, wenn fünf Interpreten das gleiche Lied singen?
Es hört sich dann fünf mal (vielleicht ähnlich, aber trotzdem) anders an.
Und was passiert, wenn fünf Schauspieler in die gleiche Rolle schlüpfen?
Sie sieht dann fünf mal (vielleicht ähnlich, aber trotzdem) anders aus.
Und was passiert, wenn fünf Autoren über das gleiche Thema schreiben?
Es sind dann fünf verschiedene Berichte (vielleicht ähnlich, aber anders).
Und was passiert, wenn fünf Sprecher den gleichen Text lesen?
Richtig erraten.
Wie also sehen Künstler aus, die sich von der Masse abheben?

Fazit: Jeder ist auf seine Weise original und originell und mit keinem vergleichbar. Lasst uns also einfach in allen Schubladen des Daseins kramen und ganz individuell das Größte, Beste, Schnellste, Härteste und Stärkste zur Förderung unserer eigenen Talente und Kreativität herausnehmen um dann sagen zu können: "Ganz egal, wie berühmt und erfolgreich andere sind - ich würde (meine Stimme und) mein Leben mit niemandem auf der Welt tauschen wollen."

Nichts desto trotz wollte ich aber auch mal einen Schubladen-Spruch im Werbetext für mein nächstes Konzert. Und wie der aussieht, steht demnächst in der Zeitung...
 






Von Lade und Luffilis

"Jubilate." Warum in aller Welt steht unsere Tochter am Gartenzaun und ruft andauernd "Jubilate"? Ganz einfach, weil unser Nachbar "Juppi" heißt und sie von ihm immer "Schokolade" bekommt = Juppi-Lade, oder, weil es Latein geschrieben besser aussieht: Jubilate.

So sind sie, die u2jährigen, wollen alles nachplappern und was kommt dabei heraus: drollige Wortfetzen, goldige Silben und zuckersüße Kreationen.
Sohnemanns Specials waren: Maller = Schnuller, Ocko = Gurke, Pumpkin = Pinguin, Bebs = Krebs, Würschties = Würstchen, Feuerauto = Feuerwehrauto
Töchterleins Tops sind: Lade = Schokolade, Luffili = Luftballon, Mate = Tomate, siebber = selber, Fee = Felix, Fee. 'Pippi' sagt sie unmittelbar, nachdem sie 'Puh' in die Windel gedrückt hat.

Ist es nicht herrlich, wenn man mit einem kleinen Kind durch den Wald spaziert und es sich an jedem Käferlein, Blümchen und Vögelchen erfreut, wenn es nach einem Regentag mitten auf dem Feldweg stehen bleibt, mit einem Löwenzahnblatt in der Hand in die Hocke geht und sagt: "Mama, ich habe derade eine Snecke defüttert."
Und das Allerbeste: Mit Kleinkindern darf man selbst völlig ungeniert auf Spielplätzen herumtollen, schaukeln, rutschen, wippen, ohne einen hasigen Eindruck zu hinterlassen. Als 40jährige alleine bei derartigen Aktivitäten erwischt zu werden, würde dagegen wahrscheinlich an behandlungsbedürftige Verrücktheit grenzen.

Nun zum lieben Spielzeug: Was sind immer noch die Favoriten? Die draußen in der Natur zu findenden Stöckcher und Steincher. Die berühmten Bau-Steck-Teile wurden in den vergangenen neun Jahren kaum eines Blickes gewürdigt. Dafür bastelt unser Großer liebend gerne mit Papier, Klebeband, Korken, Heißklebepistole, Farben und Lacken. Er dreht Filmchen mit dem alten Fotoapparat incl. Eigenkommentaren im "Selfie-Modus" und strapaziert die Ohren der Mäuse und Kellerasseln mit rhythmischem Getrommel auf Cajon und Schlagzeug. Die kleine Dame des Hauses tanzt sich derweil durchs Wohnzimmer und sucht in Büchern nach den Tieren aus ihrem Spielsortiment mit zusätzlicher Entdeckung ihres heißgeliebten Zebras auf ihrer Haarbürste, auf ihrem Bademantel, auf Mamas T-Shirt und auf den Flip-Flops von Juppis Frau.

Mallerman und Däumchendame - der kleine Unterschied in puncto Müdigkeit:
Nachdem Sohnemann im Alter von sechs Monaten endlich herausgefunden hatte, wozu ein Schnuller gut ist, flog sein "Maller" zwei Jahre später mit den Worten: "Brauch ich nicht mehr!" auf nimmer Wiedersehen in die Tonne.
Töchterlein wusste noch nie was mit nem Schnuller anzufangen. Sie benutzte gleich die angewachsene Einschlafhilfe, sprich den Daumen ihrer rechten Hand - den sie immer brauchen wird, aber hoffentlich nicht ewig zu diesem Zweck.

Noch ein kleiner Tipp am Rande: Sollte es mal erforderlich sein die Stimme zu erheben, dann aber mit Stütze! Das hat gleich zwei Vorteile: a.) bekommt man aufgrund der richtigen Atemtechnik keine Halsschmerzen und b.) wird mit dieser Methode fast die doppelte Lautstärke erzielt - was einigen von Euch vielleicht vom Gesangsunterricht oder ausm Kreißsaal bekannt ist...
Kinder, Kinder, was für tolle, NIEMALS zu missende Erfahrungen, die auch ältere Eltern jung halten. Und wie entkommt man dem gelegentlichen Affenstall zu Hause am besten? Natürlich mit einem Familienausflug in den Zoo.





Über Durchblick und Weitsicht

Bis zum Augenarzttermin sind's immer noch sechs laaange Wochen. Ich bin, wie so oft, zu Fuß mit Töchterlein und Buggy in der Waderner City unterwegs und halte plötzlich ganz gebannt vorm Schaufenster meines Optikers inne. Was ist das denn? Lauter bunte Brillen. Mir bleibt noch etwas Zeit, bevor der Große aus der Schule kommt; also nix wie rein und anprobieren.

Es ist zwar im World-Wide-Web kaum zu erkennen, aber ich trage tatsächlich 70% meiner Zeit eine Brille. Kontaktlinsen wurden nötig, um beim Musical nicht die Einsätze des Dirigenten zu verpassen oder womöglich noch auszurutschen und im Orchestergraben zu landen. Im Dunkeln bei vernebelter Bühne ist alles denkbar. Es ist ja nicht so, dass ich nicht schon mal vor laufender Fernsehkamera bei der Hexenverfolgung ungewollt über eine Rampe gestolpert wäre. Das sah allerdings so professionell und gut aus, dass ich den Sturz, trotz veilchenblauem Fuß, zum festen Bestandteil der Szene für die Aufführungen einbaute.

Doch nun zurück in den Brillendschungel. Das passende Gestell auszusuchen macht nämlich mindestens genauso viel Spaß wie Klamotten shoppen - kommt nur nicht ganz so oft vor.

Also, welches Modell hätten' s denn gerne:
Türkis -  ist zwar schön, aber ich besitze kaum was in dieser Farbe.
Pink - für Blüschen ja - im Gesicht ein No-Go.
Randlos - viiiel zu unauffällig.
Metall - hab ich noch im Sternum, brauch ich also nicht auch auf der Nase.
Schwarz - in einer anderen Form - macht ebenfalls keinen Sinn, da dieser Ton bereits seit drei Jahren mein Antlitz ziert.

Eins steht fest: Es muss auf jeden Fall dickes Plastik im unteren dreistelligen Bereich sein. Da ich mich beim Optiker meines Vertrauens immer gut beraten fühle, präsentiert mir die Chefin auch prompt ein wunderschönes Designer-Brillchen in dunkelblau mit pink. "Die Form steht dir super, aber ich bestelle sie mal zur Ansicht in einer perfekteren Farbe für dich."

Jawoll. Trotz meiner drei Paar Schuhe und zig Oberteilen dieser Couleur, hätte ich doch niemals von selbst eine GRÜNE Brille in Erwägung gezogen. Für den Moment noch etwas gewagt, aber wenn sich im Laufe der Zeit immer mehr Menschen trauen, ausgefallene Farbmodelle zu tragen, wird es irgendwann so normal sein, wie derzeit die großen Schwarzen.

Pro und contra - Brille vs. Kontaktlinsen:
Für feine Gesangsauftritte in eleganten Kleidchen und fette Ausgeh- bzw. Tanzevents bevorzuge ich weiterhin die Linsen; für deren 'ersten Einsatz' ich damals sage und schreibe 45 Minuten brauchte. Ist ja auch komisch, sich irgendwelche Fremdkörper in die Böppel zu friemeln, auch wenn man dadurch besser sehen kann. Nach mehrstündigem Dauertragen rühren sie einen (zumindest mich) auch manchmal zu Tränen. Jucken, kratzen, beißen. Sollte ich jemals wieder in den Genuss eines Langstrecken(nacht)fluges kommen, werde ich nie mehr so arrogant sein, keine Brille zu tragen. Eine Situation, die mich an dieser Stelle ein passendes, äußerst poetisches Schlusswort formulieren lässt:

"Besser nachts eine Linse unter der Matratze, als eine im Auge!"




(Silke Müller, 04. Juni - pünktlich zur WM 2014 
ganz brazillike frisch bebrillt)









(Vom) Adel verpflichtet

Wonnemonat Mai - bei strahlendem Sonnenschein der ideale Zeitpunkt, aufgrund besonderer Umstände, 2014 mal aus dem Hochzeits-Nähkästchen zu plaudern...

Der Trauungsgottesdienst beginnt. Ich stehe mit einer Mozart-Arie auf der Empore neben der Orgel. Da ich keine Zeit zum Üben fand und das Stück seit 15 Jahren nicht mehr geträllert habe, fehlt mir auch fast jegliche Erinnerung an die Melodie. Ich spüre, wie mein Puls zu rasen beginnt, Blut in den Kopf schießt und alle Farbe aus dem Gesicht weicht. Ich höre nur noch Klingeln in den Ohren. Mein Wecker. Gott sei Dank. Es war alles nur ein Traum.

So isses halt, wenn man neben Bürojob, Haushalt, Kindern und Mann seinen wahren Leidenschaften nachgeht und Profileistung bringen will. Doofe nächtliche Zeitnot-Gedanken, die nur mit Beißschiene zu ertragen sind. Ja, Madame knirscht (und hat sich schon mal einen Zahn kaputtgebissen, was die Schiene zum wichtigsten Utensil für die einsame Insel macht).

Nun ja, jedenfalls habe ich schon auf vielen Hochzeiten gesungen (und getanzt): Interkontinentale Vermählungen, Biker-Trauungen, Grüne, Goldene, Diamantene und Eiserne. Ich war dabei, als eine Kirche zusätzlich mit Bauscheinwerfern ausgeleuchtet wurde, um das Brautpaar ins rechte Licht zu rücken. Ich habe gesehen, wie fünf Fotografen im Altarraum auf den Stühlen des Pastors herum hüpften, um die besten Bilder ever zu bekommen. Ich sang schon mit Pianist samt Keyboard eng gequetscht aus einer Kirchenbank, weil der Organist die Empore für uns zur absoluten Tabu-Zone erklärte: Wenn er nicht spielen darf, dann auch kein anderer!

Mein Repertoire für den schönsten Tag des Lebens beinhaltet klassische Stücke, christliche Weisen, Pop-Songs und Balladen. Ausgenommen die Arie von der Furie und "Like a virgin".
Ich sah schon Brautpaare in Limousinen, Oldtimern, Blues-Mobilen, Smarts, Traktoren und Kutschen ins gemeinsame Glück fahren; Luftballons aufsteigen, Tauben und Holzspäne fliegen.

Doch nun zur Sache. Kürzlich sollte eine Stunde vor Trauungsbeginn noch eine Probe mit der Organistin stattfinden. Beim Eintreffen  musste ich feststellen, dass schon einige Hochzeitsgäste anwesend waren. Da allerdings der Auspuff meines 17jährigen Volkswagens (der nebenbei auch ne neue Lackierung vertragen könnte) etwas hinüber ist und ich weder Zeit, Geld, noch Muse fand, ihn reparieren zu lassen, brummt er nicht gerade leise vor sich hin. Zur Vermeidung weiteren 'Aufsehens' bot sich glücklicherweise ein Parkplatz hinter einem riesigen Getränkewagen.

Jetzt fragt Ihr Euch bestimmt, wo das Problem liegt?! Das Image der brotlosen Kunst ist ja schließlich kein Geheimnis.

DIESE Gesellschaft bestand aus gut behüteten Damen in eleganten Kostümen, Herren in teilweise Frack und Zylinder, Kindern in wunderhübschen Anzügen und Kleidern. Allesamt mit wohlklingenden Namen. Die Trauung wurde neben unserem kath. Priester von einem waschechten evangelischen Prinzen zelebriert. Eine richtige Adelshochzeit eben - und ich mittendrin. Das unstudierte 'Saar'Land-Ei mit seinem alten, klapprigen, heißgeliebten Polo, aber einer gut geprobten Mozart-Arie im Gepäck.

Wieder eine ganz neue Erfahrung mit der Erkenntnis, dass jede Hochzeit besonders, alle anders und doch irgendwie gleich sind.





Saunareien

Vorher:
Also. Ich bin seit fast 12 Jahren mit einem begeisterten Saunagänger verheiratet und habe mich bisher erfolgreich davor gedrückt, dieses Erlebnis mit meinem Mann zu teilen. Nicht wegen der Hitze, sondern weil mir bei dem bloßen Gedanken daran nach wie vor eine Sache Bauchschmerzen bereitet, nämlich das unscheinbare Wort der Sauna-Etikette, welches das da lautet: TEXTILFREI. Aha. Jetzt guckder. Aber Frau Müller ist in dieser Beziehung tatsächlich oberprüde.

Beim Umziehen hinter der Bühne haben mich schon zig Leute in Unterwäsche gesehen. Eine "Big Spender Performance" in Strapsen auf der Bühne gab's auch schon. Das gehört zum Job und ist okay. ABER puddelnackisch mit einem Duzend anderer Menschen auf engstem Raum - NIEMALS!

Wieso erzähle ich Euch das eigentlich? Nun ja, ich habe vor kurzem einen gewissen Reifegrad erlangt und bekam prompt zu meinem 40sten Wellness-Gutscheine geschenkt, die neben Schwimmbad, Thermen und Whirlpools natürlich auch SAUNA beinhalten. Seitdem stehe ganz alleine mit meinem Kopf-Kino wie der Ochs vorm Berg und bin total verwirrt. Gar nicht erst hingehen - keine Lösung. Weiterverschenken - völlig undenkbar.

Was macht frau also: Eine Shoppingliste fürs nächste Mädelstourchen mit dem Prioritätspunkt "Saunakilt" erstellen. In den Werbefilmchen besagter Wellness-Tempel tragen die Akteure schließlich auch IMMER und ÜBERALL solche Dinger. Das Problem scheint gelöst. Nach erfolgreich abgeschlossener Kaufmission geht's mir zumindest theoretisch besser; die Praxis steht ja noch bevor...

Freitag, 09. Mai 2014 - es ist soweit:
Gleich werde ich wissen, ob bei der 'großen Inspektion' - wie böse Zungen behaupten - nur wer blank zieht drin bleiben darf, und wer sich weigert raus fliegt. Die Rede ist ja nicht von Badebekleidung, sondern lediglich von einem Handtuch mit Knöpfen. Auf geht's...

Der erste Eindruck: Wow! Ein tolles Ambiente mit einer fantastischen Sicht nach draußen.
Nach kurzem relaxen in Außenbecken und Whirlpool will ich's endlich wissen und besteige die Treppe zur textilfreien Zone mit dem festen Vorhaben, mich auf gar keinen Fall zu entblößen. Und das musste ich auch nicht.

Meine ganzen vorherigen Sorgen waren für die Katz, denn man darf sich mit seinem "Draufsitz-Tuch" bedeckt halten, sprich den Saunakilt anlassen; und ich war auch nicht die Einzige, die das tat. So konnte ich bei gedämpftem Licht zu beruhigenden Klängen den Aufguss, die orientalischen Gerüche und die Hitze nun doch in vollen Zügen genießen - eine Erfahrung, die ich unter diesen Voraussetzungen nicht missen möchte.

Nach drei herrlich entspannenden Stunden incl. Candle-Light-Dinner fand der vorletzte Aufguss des Abends in der Erdgeschoss-Sauna statt, welche zu unserer Überraschung mit Badebekleidung zu betreten war. Perfekt. Somit ist die Aussage, dass für 'Textilianer' wie mich nur Dampfbäder zur Verfügung stehen, auch widerlegt.
                                                                                                    
Und mit diesen Erkenntnissen wird die Frage, wie die Müller wohl puddelnackisch aussieht, auch weiterhin für die Öffentlichkeit unbeantwortet bleiben...





Nass, nasser, Erlebnisbad - Maitour 2014

Beim Blick aus dem Fenster, so haben wir Müllerschs beschlossen, könnte es heute ruhig noch etwas nasser werden und wollten nach 10 Jahren (!) unsere Gutscheine im Erlebnisbad endlich mal einlösen. Die hatten nach so langer Zeit allerdings ihre Gültigkeit verloren, womit durchaus zu rechnen war, aber probieren kann man's ja...

Vorab gesagt sei: Ich persönlich habe das Talent mich beim erstmaligen Besuch eines uns noch unbekannten Bades immer etwas "toobisch" dran zu stellen. Die Ankunft und Parkplatzsuche verlief völlig unproblematisch, ABER was sind das für Schlüssel, die mir eben ausgehändigt wurden??? Hightech-Teile, die zum Öffnen/Schließen und bargeldlosen Bezahlen genutzt werden können. Hmhmm.

Und wo finde ich was? Einfach Treppen runter, da sind die Kabinen. Ein Wald von Kabinen, um genau zu sein, und wir haben - oh Wunder - gleich die Familienumkleide erwischt. War da gerade beim Aufpusten von den Schwimmflügeln der Kleinen ein zischendes Geräusch zu vernehmen? Yep - dann heute eben ohne... Voll bepackt aus der Umkleide raus standen die Müllerschs in einem Labyrinth aus Schließfächern, und die einzig noch offenen Türen waren die der kleinsten Spinde, versehen mit einer riesigen Bedienungsanleitung. Nach ausführlichem Studieren der Selbigen und erfolgreich geglaubtem Absperren folgten wir der Beschilderung und fanden den Eingang ins Bad. Leute, Leute, Leute ist das schön hier.

Ich vergnügte mich mit Töchterlein im Babybereich, während die Männer auf Erkundungstour unterwegs waren; Sohnemann plötzlich angerannt kam und mir mit voller Begeisterung das von ihm persönlich entdeckte Taucherriff zeigen wollte. Ohne Schwimmbrillen wird's allerdings schwer, die geheimnisvolle gigantische Unterwasserwelt zu erforschen. Also - auf zum Spind und die Dinger aus der Tasche gekramt. Aber wieso lassen sich die Fächer nicht aufsperren? Ganz einfach: Weil sie nie zugesperrt waren! Toobischkeit lässt grüßen. Es ist ja nix passiert, der zweite Versuch war erfolgreich, und wir dürfen uns jetzt endlich auch als Meister im Umgang mit den Erlebnisbad-Schlüsseln bezeichnen.

Da Höhlentauchen ja bekanntlich hungrig macht, stand ich nun im Restaurant drei Meter vor der Speisekarte und musste mir von meinem Mann vorlesen lassen, was es alles gibt. Autsch! Eine Anmerkung an dieser Stelle: Ich wurde bereits im zarten Alter von drei Jahren zur Brillenträgerin und besitze zudem seit sieben Jahren Kontaktlinsen, die ich allerdings bis dato für Schwimmbadbesuche noch nicht brauchte.

Frisch gestärkt ging's dann in schwindelerregenden Höhen über die Hängebrücke weiter zur Turbo Slide. Upps. Macht sich da etwa ein Gefühl von Unbehagen breit? Was nun? Einfach aus der Umarmung von Mr. Angst befreien, tief Luft holen, ein letzter Blick in die Röhre, Augen zu und durch. Fazit: Die Rutsche ist kurz, steil, schnell und zum Schreien schön - jederzeit wieder.
Anschließend noch ein paar Runden mit der ganzen Family im Strömungskanal und dann wird's auch schon Zeit wieder nach Hause zu fahren.

Bevor am frühen Abend des 01.05.2014 mit leckeren Cocktails für die Eltern und ebenso leckeren Fruchtsäften für die Kinder die feucht-fröhlich pitschnasse Maitour der Familie Müller aus Wadern zu Ende gehen sollte, brachte unsere 22 Monate alte Tochter bei Betreten der Pool-Bar allerdings den größten Klopper des Tages. Auf die Frage: "Wie findet ihr es hier?" kommentierte sie das tropische Flair und die coole Musik einfach nur mit dem kleinen Wörtchen: "Geil."





GE(H)–ZEITEN

Am Meer
Grüne Palmen, Kokosduft,
Salzgeruch liegt in der Luft.
Ein endlos langer weißer Strand,
nackte Füße im warmen Sand.
Tausend Sterne spiegeln sich in der Brandung wider,
und am Horizont sinkt die purpurne Abendsonne ins Meer hernieder.

Im Wald
Vogelgezwitscher, Blätterrauschen,
tief einatmen und der Stille lauschen.
Kühler Schatten, Frühlingssonne,
bemooste Bäume, welche Wonne.
Blühende Sträucher und Gräserduft,
hinaus in die Natur, das Leben ruft.

In der Vollmondnacht
Der Schlosshof liegt im Dunkeln, der Mond hält seine Wacht,
helle Sterne funkeln, schon bald ist Mitternacht.
Ich kann keine Ruhe finden, bin gebannt von Zeit und Raum.
Ist dies das echte Leben oder nur ein Traum?
Durch finstre Gassen wandernd, spür ich die Nachtluft kühl und klar,
und weiß in meinem Herzen: die Welt ist wunderbar und wahr.

(31. März 2010)




  
Die Mutprobe in der Schafspferch

Ein Farmer hatte eine Herde weißer, netter Schaf’;
nur eines von ihnen war dunkelbraun und gar nicht so brav.
Es bockte und rammte tagaus und tagein –
dies sollte der Anlass zur weltbesten Mutprobe sein.

Wer traut sich und nimmt blaue Flecken in Kauf?

Großmäulig standen alle Kinder auf.
Über den Zaun in die Pferch hinein –
doch wo ist unser Schäfelein?

Von den Rufen kam es schon angerannt.
Die ersten nahmen die Beine in die Hand.
Ich flüchtete auf den rettenden Baum,
denn hochklettern wird unser Schaf wohl kaum.

Meine Freundin wollte schneller rennen als der Feind, au backe -,
stolperte aber über Äpfel und fiel mitten in die Kacke.
Die Klamotten verdreckt, das Herz in der Hose,
zwei Meter entfernt das Schaf mit Getose.
Man glaubt es kaum, sie schaffte in letzter Sekunde sogar
den rettenden Sprung über den Zaun, hinaus aus der Gefahr.

Am äußersten Rande der Pferch erstreckte sich von je her
ein riesiges Brennnesselmeer.
Meine Schwester hat sich, damit das Schaf sie nicht in Grund und Boden stanzt,
als letzte Rettung in dieses hineingepflanzt.

Ich habe unterdessen
immer noch auf dem Baum gesessen.

Jetzt ward ich gesichtet, was sehr schlecht;
das Schaf kam sogleich auch angeprescht.
Mit Wut in den Augen, stand’ s unter dem Baum.
Oh, was für ein Albtraum!

Die Ablenkungsversuche von außen sind umsonst gewesen,
das Schaf blieb störrisch wie ein Esel.
Stunden vergingen, mir tat alles weh.
Hier will ich nicht bleiben; oh jemineh!
Schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen,
sprang vom Baum und lief von dannen...

Und die Moral von der Geschicht’ :
Reize niemals ein bockiges Schaf nimmer nicht!

(aus „Erinnerungen in ‚Roth’“, 07. Juli 2006)